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Gebenbach: Globale Energiekrise – lokale Lösungen

Der Ort in der Oberpfalz ist nun um ein Nahwärmenetz mit Abwärme einer Biogasanlage reicher.

Im Zeitraum von 2021 und 2022 wurde aufgrund des geplanten Baus einer Biogasanlage zwischen den Ortschaften Gebenbach und Atzmannsricht auch der Bau einer Nahwärmeversorgung ins Auge gefasst.

Bei der Umsetzung der Planungen zusammen mit dem Institut für Energie (IfE) wurden diverse Machbarkeitsstudien in Zusammenarbeit mit der Gemeinde durchgeführt.

Nachdem über 80 Haushalte großes Interesse an einen Nahwärmeanschluss gezeigt haben, wurde zusammen mit dem Genossenschaftsverband Bayern die Gründung einer Genossenschaft überlegt und einige Info-Abende veranstaltet.

In den Folgemonaten des Jahres 2022 hat Florian Schroll vom ENERPIPE-Team den Bürgern von Gebenbach-Atzmannsricht bei einer Präsentation neben Planung und Umsetzung auch die Vorteile für ein lokales Nahwärmenetz aufgezeigt. Die Resonanz war vor dem Hintergrund der Energiekrise so hoch, dass die Vorarbeiten für die Gründung einer Genossenschaft beginnen konnten. Es wurde ein Organisations- und Kernteam gebildet und ein Termin für eine Gründungsversammlung festgelegt. Am 29.11.2022 war es dann so weit. In der Gründungsversammlung erklärten sich spontan 34 Personen für die Gründung bereit und weitere 50 Personen zeigten großes Interesse für den Beitritt.

Das Team aus Vorstand und Aufsichtsrat bemühte sich, die Interessenten als Mitglieder für die Genossenschaft zu gewinnen und bis Ende des Jahres 2022 sind insgesamt über 90 Mitglieder der Genossenschaft beigetreten.

Die Bürger-Genossenschaft zählt jetzt über 100 Mitglieder und 107 Anschlussnehmer. „Alle ziehen an einem Strang“, freut sich Vorstandsvorsitzender Norbert Arnold, „nur so konnte es gelingen, dass Formalitäten schnell abgewickelt und Planer und Baufirmen beauftragt werden konnten.“

Mit dem Bau wurde dann Ende November 2023, also innerhalb eines Jahres nach der Gründung, begonnen, obwohl die meisten Experten einen so kurzen Zeitraum für ausgeschlossen hielten. Im März 2024 konnten die Arbeiten fortgesetzt und im April bereits die ersten Hausanschlüsse in Gebenbach und Atzmannsricht verlegt werden. Wenn alles nach Plan läuft, wird das Nahwärmenetz bis Ende des Jahres vollständig und alle derzeit 107 Hausanschlüsse betriebsbereit sein.

Ausschlaggebend für das Nahwärmenetz war der Bau einer neuen Biogasanlage der Bioenergie Gebenbach GmbH&Co.KG unter der Federführung des Landwirts Sebastian Kraus, deren Abwärme sinnvoll genutzt werden soll. Dieses Herzstück des Nahwärmenetzes ist ein hochmodernes regeneratives Speicherkraftwerk, das sich zwischen Gebenbach und Atzmannsricht befindet. Mit den beiden BHKWs wird neben flexibler Stromerzeugung auch Wärme für die beiden Ortschaften bereitgestellt. Unter den 107 Wärmeabnehmern befinden sich viele Bestandshäuser, deren alte Heizanlagen ohnehin bald erneuert werden müssten. Neben privaten Gebäuden sind auch Schule, Kindergarten, Rathaus, Kirche und eine Firma an das Wärmenetz angeschlossen. Ein Großpufferspeicher an der Biogasanlage mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Kubikmetern Warmwasser sorgt für einen konstanten Wärmeabruf in die angeschlossenen Gebäude.

Um Spitzenzeiten, die meist morgens entstehen, wenn alle Warmwasser abrufen, sicher zu überbrücken, werden in die einzelnen Häuser kleinere dezentrale Pufferspeicher mit Übergabestationen installiert. Für einen möglichst geringen Wärmeverlust in den Zuleitungsrohren sorgt das hochgedämmte flexible Nahwärmerohr FibreFLEX. Alle notwendigen Komponenten für eine zuverlässige Wärmeversorgung liefert die fränkische Energiefirma ENERPIPE GmbH, die zusammen mit der Firma IBBH bei der Planung mit ihrem Fachwissen die Wärmegenossenschaft unterstützt. Bei den erforderlichen Erdarbeiten für die Rohrverlegung werden die Synergien genutzt, indem direkt von der Fa. MiH eine Glasfaserinfrastruktur für ein schnelles Internet im gleichen Baugraben mitverlegt wird.

Alle Arbeiten wurden an regionale Firmen für Tiefbauer, sowie Sanitär- und Heizungstechniker vergeben und stärken somit die lokale Wertschöpfung. Durch kurze Verkehrswege werden zugleich die CO2 Emissionen so gering wie möglich gehalten. Diese regional erzeugte und klimafreundliche Nahwärmeversorgung spart zukünftig in den beiden Ortschaften über 1.000 Tonnen CO2-Emissionen ein.

Gebenbach Nahwärmenetz mit ENERPIPE
Gebenbach_Biogasanlage
Gebenbach_Rohrgraben
Gebenbach_Rohrgraben mit ENERPIPE
Gebenbach_Rohrverlegung mit ENERPIPE
Gebenbach_Spatenstich mit EnERPIPE